Die sozioökonomische Relevanz der Club- und Nachtkultur in Tirol

19. April 2023VeranstaltungTransformationTourismusKultur
Emma Egger

Die Innsbruck Club Commission versteht sich als Interessenvertretung für alle Protagonist*innen der Tiroler Clubkultur und Nachtwirtschaft. Sie soll als Schnittstelle zwischen den Akteur*innen des Nachtlebens, den politischen Verantwortlichen und Bürger*innen fungieren. Dies fördert die Findung von kreativen Lösungsansätzen, welche die heimische Club- und Veranstaltungsszene weiter stärken und ihre Relevanz bestätigen sollen.

Der 2018 gegründete Verein, dessen Tätigkeit gemeinnützig und nicht auf Gewinn gerichtet ist, bezweckt einerseits die Förderung des gesellschaftlichen Dialogs in den Bereichen Subkultur, Nachtleben und Freizeit, sowie die Entwicklung, Vernetzung und Produktion kulturellen Schaffens und Ideen im Bereich von Medien- und Bildende Kunst, Literatur und Musik. Andererseits macht es sich die ICC auch zur Aufgabe, strukturelle und problematische Aspekte der Nacht bzw. der Nachkultur zu verbessern und Clubbetreibenden bei diesem Unterfangen unterstützend zur Seite zu stehen.

Die Innsbruck Club Commission

Um dieses Ziel zu verfolgen konnte die Innsbrucker Club Commission schon einige Projekte erfolgreich umsetzen:

  • Nightlife – Sicheres Nachtleben für alle 
    In Kooperation mit dem MCI wurde die Broschüre „Nightlife“ herausgegeben, um neuen Kulturschaffenden einen erleichterten Zugang in das professionelle und sichere Nachtleben zu ermöglichen.
  • Luisa ist hier 
    Das langjährige Gewaltschutzkonzept „Luisa ist hier“ konnte als Vorreiterprojekt durch die Unterstützung vom Land Tirol und der Stadt Innsbruck im gesamten Bundesland Tirol mit einem Netzwerk von Beratungsstellen erfolgreich umgesetzt werden. Es nehmen 52 Lokalitäten und clubkulturelle Vereine am Projekt teil.
  • NO!K.O.
    Des Weiteren konnte der Verein, ebenfalls durch die Unterstützung vom Land Tirol, im Jahr 2022 eine landesweite Kampagne gegen die unwissentliche Verabreichung von K.O.-Mitteln konzipieren und mit der Umsetzung beginnen. Unter dem Namen „NO!K.O.“ mobilisiert sie gegen K.O.-Tropfen durch tirolweite Aufklärung als auch Informationsvermittlung und wurde in die Luisa-ist-hier-Schulungen integriert.
  • Durch die kontinuierliche Lobbyarbeit konnte die ICC für das, aufgrund der Covid-Krise, stark geschwächte Nachtkultursegment mit der Stadt Innsbruck ein Hilfspaket namens „Neustart Nachtkultur“ in Höhe von 118.000,00€ verhandeln, welches im Jahr 2022 an die Betriebe ausgezahlt wurde.
Tirolweite Verteilung der verschiedenen Betriebe und Veranstalter*innen

Relevanz der Nachtgastronomie

Durch die Covid-19 Krise und der damit verbundenen prekären Situation der Nachtgastronomie wurde deutlich, wie notwendig deren Bedeutung in Form von Daten ausgedrückt werden muss. Zu diesem Zeitpunkt hat die Innsbrucker Club Commission begonnen, verschiedenste Informationen von ihren Mitgliedsbetrieben und -vereinen zu erheben. Das Ergebnis sind Daten und Hochrechnungen zur sozioökonomischen Relevanz der Club- und Nachtkultur in Innsbruck sowie auch in Tirol.

 

  • Die tirolweite Verteilung dieser verschiedenen Betriebe und Veranstalter*innen kann auf der Karte gefunden werden. In urbaneren Gebieten scheint die Vielfalt hinsichtlich betrieblicher Konzepte größer zu sein (siehe Karte oben).
  • Auf Basis der Mitgliederdaten konnten sowohl Arbeitsplätze als auch die direkten und indirekten Nächtigungen in Innsbruck hochgerechnet werden. In Innsbruck sind ca. 500 Arbeitsplätze in Clubs, Veranstaltungslocations, Festivals und Bars mit Programm besetzt. Leider war die Datenlage hinsichtlich Arbeitsplätzen in Bars nicht ausreichend, um Hochrechnungen durchzuführen.

Des Weiteren sorgt die Innsbrucker Club- und Nachtszene für ca. sechs Prozent aller städtischen Nächtigungen im Jahr. Insgesamt sind dies ca. 79.000 Übernachtungen, wovon ungefähr 2.000 von nachtkulturellen Betrieben durch ihr Musikprogramm direkt gebucht werden. Die Nachtkultur in Innsbruck sorgt für das lokale alpin-urbane Lebensgefühl und besitzt somit große Anziehungskraft für Tourist*innen und sorgt infolgedessen für indirekte Nächtigungen.

Zusätzlich stellt die Innsbrucker Club Commission Informationen zu ihrer Mitgliederstruktur zur Verfügung – von 55 Mitglieder sind etwas mehr als die Hälfte davon Clubs und Bars mit Programm. Die andere Hälfte setzt sich aus Bars, Festivals/Veranstaltungen, Veranstaltungslocations und Restaurant zusammen. Durch Recherchen konnte eine Übersicht zur Nachtkultur in Tirol inklusive Innsbrucks erstellt werden. Die Innsbrucker Club Commission kann 110 Betriebe dem Nachtkultursegment zuschreiben.

Mitgliederstruktur

Aufschlussreich sind auch die von der Stadt Innsbruck öffentlich zur Verfügung gestellten Daten zur Soziodemographie:

33,4 % der Männer in Innsbruck sind zwischen 15 und 34 Jahre alt, heißt in derjenigen Altersgruppe, die sich am Nachtleben interessieren könnte – absolut sind es 21.777 Männer von insgesamt 132.519 Einwohner*innen.

29,4 % der Frauen (absolut: 19.823) befinden sich in derselben Altersgruppe. Wie in einer Studentenstadt üblich, ist die am stärksten besetze Altersgruppe zwischen 25 und 29 Jahre alt.

Die Bevölkerungsstruktur der Stadt Innsbruck ist hier sehr anschaulich verarbeitet.

Text und Aufbereitung von

Emma Egger

Projektleiterin Innsbruck Club Commission

ee@clubcommission.cc