The Mental Red Button.
Tirol geh’ steil!

Ich hab‘ da so einen Lieblingsvortrag. Der heißt „The Mental Red Button“. Der beschreibt, dass Kreative bei den Konsument:innen einen Punkt finden müssen, der sie in Bewegung setzt. Sie, ihr Herz, ihre Brieftasche.

Hersteller stellen her. Kreative stellen aus. Aber nicht nur das Produkt. Sondern den Sinn des Produktes. Sie machen aus schnöder Ware begehrtes Gut.

Da wird aus „wir brauchen einen neuen Klodeckel“ durch Kreativität zu „Sag es mit Deinem Projekt“. Eine Liebeserklärung, nur weil man dem Gemahl, der Gemahlin ein paar Fliesen oder eine Fliesenfolie an die Wand geklatscht hat. Beziehungsweise einen neuen Klodeckel unter den Hintern. „Sag es mit Deinem Projekt“ – Neuer Klodeckel = Ich liebe Dich.

Die Macht der Kreativität.

Dear Mister Singingclub, mein lieber Herr Gesangsverein – das ist eine derartige Befriedigung, wenn man durch kreatives Grübeln auf einen extralogischen Spruch wie „Entdecke Deine Bergader“ stößt und sowohl Kund:in wie auch dessen Kund:innen damit begeistert. (Diese Gendern kann einem ganz schön auf den Keks gehen.)

Die Leute gehen steil.

Freuen sich, genau diesen Käse (nein, nicht doppeldeutig gemeint!) zu kaufen. Weil sie eine Bergader in sich spüren. Entdecken.

Meinen Lieblingsvortrag – siehe oben – durften wir auch in Innsbruck halten. Powered by the people of kreativland.tirol. Mit praktischen Übungen und einem unglaublich engagierten Publikum. Engagierter als abgezockte Workshopteilnehmer:innen  in, na, sagen wir mal, Düsseldorf oder Stuttgart. „Wir sind doch eh die Superdudes, fast so super wie Berlin.“ Was erwiesenermaßen ja eine nofullfilling selffulfilling Prophecy ist. Bärtige Halbtagskreative.

A thing worth doing is worth overdoing. Charlotte Bufler’s Projekt ”Standing on the Shoulders of Giants”. Jean-Remy von Matt.

Der Tiroler ist auch gerne mal bärtig. Hat aber entschieden mehr Druck im Kessel als so ein Berliner Bär. Mehr Druck ist super. Wenn man den Druck kanalisiert und ventiliert. Rat der Wunderwaffe: Macht das. Pusht die Kreativität, Fangt sie ein, gebt ihr Leitplanken. Denn das ist die Basis für überdurchschnittliche Ergebnisse.

Mein persönliches Motto ist dementsprechend: „A thing worth doing is worth overdoing.“ Ein Spruch von Howard Luck Gossage. Mein Ober-Super-Idol. Wer ihn nicht kennt: die Wissenslücke muss Mann und Frau unbedingt schließen. Er hat lange bevor es dieses Internet gab, Content-Marketing gemacht, Grassroot-Campaigning, User-Content-Marketing. Aber ohne Buzzwords.

Dafür aber immer auf der Suche nach einem Button. Einem Mental Red Button. So übersetze ich ihn. Er hat fest daran geglaubt, dass Konsumenten auch Menschen sind. Und somit mit Gehirn ausgestattet. Meine Lieblingskampagne von Gossage ist die für Fina-Tankstellen. Gossage hat vorausgesetzt, dass die Leute eh wissen: Benzin ist Benzin. Um trotzdem die Aufmerksamkeit und den Mental Red Button der Menschen für Fina klarzumachen, hat er sich ein besonderes Versprechen ausgedacht. „Bei Fina gibt es zwar genauso Benzin wie woanders. Aber bei Fina gibt es rosa Luft für die Reifen.“ Allen Ernstes.

Völlig wahnsinnig. Saukomisch. Wunderbar. Anschauen!

A thing worth doing is worth overdoing – das heißt natürlich im Umkehrschluss: Bremser raus! Hasenfüße raus! Mut, Neugierde, Unerschrockenheit rein. Kreativität. Und das betrifft nicht nur Reklame. Nicht nur ein Plakat hier, eine Anzeige da, eine Social Media Aktion woanders.

Der DEHOGA-Geschäftsführer für Bayern (Hotel & Gaststättenverband) erzählte mir von einem Hotelier, der das Problem hatte, dass er umbauen musste. Hotel = Baustelle. Gift für die Gäste. Der gute Mann hat die Baustelle erweitert. Die Gäste konnten Baggerfahren buchen. Für die Kleinen gab es eine Mini-Baustelle. Ausgebucht. Problem kreativ gelöst.

Welchen ungefragten Tipp könnte man daraus für Tirol ziehen?

Schafft eine Atmosphäre der freien Gedanken. Eine Willkommenskultur für Kreativität.

Bremsen entdecken und lösen. Zweifler in die Schranken weisen.

Oder etwas gewöhnlicher ausgedrückt: Scheisst Euch nicht an.

Forza, kreativland.tirol!

Charlotte Bufler, The Wunderwaffe.

Hat im Studium an der Münchner Akademie U5 sich den Nickname „Wunderwaffe“ erarbeitet. Eigentlich gelernte Art Directorin hat sie keine Angst vor nix. Ergebnis: Projekte wie „The Creative Expedition“,  eine Weltreise auf der Suche nach Wurzeln der Kreativität, „Female Drive“ ein Interview-Format mit leading Females in Cannes. Gründung der eigenen -Agentur “The Wunderwaffe” mit 24 Jahren, Zusammenarbeit für und mit Stefan Sagmeister. Special Agent für Lürzer’s Archiv.